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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Die letzte Männerdomäne

Die letz­ten zwan­zig, drei­ßig Jah­re, in de­nen Sie sich von der Se­kre­tä­rin zur As­sis­ten­tin, von der As­sis­ten­tin zur Kol­le­gin und von der Kol­le­gin zur Che­fin eman­zi­piert ha­ben, wa­ren kei­ne leich­ten für die männ­li­chen Ka­der, die heu­te Mit­te fünf­zig sind, mei­ne Da­men. Sie kön­nen sich trotz Ih­res viel­ge­rühm­ten Ein­füh­lungs­ver­mö­gens eben doch nicht vor­stel­len, was es be­deu­tet, sich ne­ben den la­bi­len Hier­ar­chien der Ge­schäfts­welt plötz­lich auch noch mit den un­um­stöß­li­chen der Ge­schlech­ter be­fas­sen zu müs­sen. Dass die­se Front in Be­we­gung ge­ra­ten wür­de, dar­auf wa­ren die männ­li­chen Füh­rungs­kräf­te nicht vorbereitet. 

Auch Op­fi­ker nicht. Nicht, dass er et­was ge­gen Frau­en hät­te. Im Ge­gen­teil: Frau­en hat­ten im­mer ei­ne wich­ti­ge Rol­le ge­spielt in sei­nem Le­ben. Nicht nur im pri­va­ten, auch im Ge­schäft­li­chen. Er wüss­te zum Bei­spiel nicht, was er oh­ne Frau Im­berg ge­macht hät­te, sei­ne ers­te Se­kre­tä­rin. Und oh­ne al­le ih­re Nach­fol­ge­rin­nen. Er hat­te nie ein Ge­heim­nis dar­aus ge­macht, wie wich­tig das weib­li­che Ele­ment in sei­ner Kar­rie­re ist. Auch den be­tref­fen­den Frau­en ge­gen­über nicht. Er ließ sie spü­ren, was sie ihm be­deu­te­ten. Auch En­de Mo­nat auf dem Konto. 

Selbst spä­ter, als Frau­en be­gan­nen, Po­si­tio­nen zu be­klei­den, in die sie – bei al­ler Sym­pa­thie – sei­ner Mei­nung nach nicht ge­hör­ten, hat­te er sie im­mer mit Re­spekt be­han­delt. Op­fi­ker ist kein Ma­cho. Nie ge­we­sen. Er hat zwar sei­ne Mei­nung über die Ge­schlech­ter­rol­le, aber es könn­te ja sein, dass er sich täuscht. Feh­ler ma­chen ist kei­ne Schan­de. Nur Feh­ler nicht ein­ge­ste­hen ist ei­ne. Als Ma­na­ger ist Op­fi­ker fle­xi­bel. War­um soll­te er das nicht auch als Mann sein? Es ist ihm be­stimmt seit über zehn Jah­ren nicht mehr pas­siert, dass er fragt: „Ist der Chef zu spre­chen?” wenn sich ei­ne Frau am Te­le­fon mel­det (und dann ist sie wo­mög­lich selbst der Chef).

Op­fi­ker hat ge­lernt, Frau­en im Be­ruf als gleich­wer­ti­ge Part­ner zu ak­zep­tie­ren. – Al­so gut, das ist nicht wahr. Aber er hat zu­min­dest ge­lernt, zu ak­zep­tie­ren, dass sie als sol­che ak­zep­tiert sein wol­len. Und sich ent­spre­chend zu ver­hal­ten. Er hat es sich längst ab­ge­wöhnt, an Sit­zun­gen an­we­sen­de Frau­en um ”ih­re Mei­nung aus weib­li­cher Sicht” zu bit­ten. Es kommt vor, dass er an Mee­tings mit weib­li­cher Be­tei­li­gung sagt: ”Ich ma­che mir jetzt ei­nen Kaf­fee, will sonst noch je­mand ei­nen?” (Ein ris­kan­tes Spiel, denn er hat kei­ne Ah­nung, wie der Kaf­fee­au­to­mat funk­tio­niert.) Er hat bei der Be­set­zung der Per­so­nal­ab­tei­lung dem in­ter­nen männ­li­chen Kan­di­da­ten Pau­lin ei­ne ex­ter­ne weib­li­che Kan­di­da­tin vor­ge­zo­gen (zu­ge­ge­ben, auch als Denk­zet­tel für Pau­lin, die­sen Schlei­mer). Und er hat den Ein­zug ei­ner Frau in den Ver­wal­tungs­rat – im­mer­hin sei­ne vor­ge­setz­te In­stanz – oh­ne hör­ba­res Mur­ren akzeptiert. 

Op­fi­ker kann auch da­mit le­ben, dass die Busi­ness Class Lounge vol­ler Frau­en ist, die auf ih­ren Lap­tops her­um­häm­mern und über win­zi­ge Han­dys die Welt mit knap­pen An­wei­sun­gen ver­sor­gen, die kei­nen Wi­der­spruch dulden.

Nur wenn er im Flie­ger sitzt und ne­ben ihm ei­ne ver­sucht, den Arm auf die Mit­tel­leh­ne zu le­gen, bleibt er hart. 

Die Arm­leh­ne ge­hört im­mer noch Op­fi­ker, mei­ne Da­men.
14.12.2000

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