Allmen à Lausanne

Johann Friedrich von Allmen stellt sich schlafend vor sich selbst. Das tut er oft, denn es ist selten, dass er es vor jemand anderem tun muss. Er ist am Morgen meistens alleine im Bett. Und wenn nicht, ist die Gesellschaft in der Regel eine, in deren Gegenwart er gerne wach ist. Natürlich gibt es Situationen, in denen der Abend und die Nacht so ausgeartet waren, dass sich beide Erwachenden ein wenig vor ihrer nüchternen Begegnung fürchten und sich deshalb voreinander schlafend stellen. Doch das kommt selten vor.
Vor Carlos oder María stellt er sich nie schlafend. Niemand von beiden würde den Early Morning Tea bringen, bevor sie nicht ein Lebenszeichen von Don John gehört haben.
An diesem Morgen ist er also wie meistens der einzige, vor dem er sich schlafend stellen muss.
Sich schlafend stellen ist ja etwas Äusserliches. Man behält einfach die Augen geschlossen und atmet tief und regelmässig. Innen aber denkt es unentwegt nach. Jetzt zum Beispiel über den seltsamen Ausdruck „nicht flüssig sein“. Er weiss schon, was er bedeutet: über keine flüssigen Mittel verfügen.
Aber kann man über etwas Flüssiges überhaupt verfügen? Ist es nicht per definitionem etwas Verfließendes? Etwas Nichtfesthaltbares?