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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Der Mensch im Mittelpunkt

Wer sagt es denn: Der Trend geht wie­der Rich­tung Mensch. Ha­ben die es auch schon ge­merkt. Hat aber ge­dau­ert. Nach Jah­ren der Pro­fit­ma­xi­mie­rung, Kos­ten­re­du­zie­rung, Syn­er­ge­ti­sie­rung, Re­struk­tu­rie­rung, Share­hol­der Va­lui­sie­rung, Li­be­ra­li­sie­rung sto­ßen sie plötz­lich auf den Men­schen als prio­ri­tä­ren Unternehmenswert.

Mo­si­mann sitzt in der Lob­by des Ma­je­s­tic und ar­bei­tet Ma­nage­ment-Fach­li­te­ra­tur auf. Ab und zu muss er das, sonst ist er weg vom Fenster. 

Bei den meis­ten Neu­erschei­nun­gen ge­nügt es zwar, die mi­nu­tes zu le­sen, um mit­re­den zu kön­nen. Aber es ist auch im­mer wie­der mal ganz wir­kungs­voll, mit ei­nem Zi­tat auf­zu­trump­fen, das nicht in den Kurz­zu­sam­men­fas­sun­gen steht. Des­halb deckt er sich ein­mal im Mo­nat mit ei­nem ak­tu­el­len Quer­schnitt ein und haut für ein paar Ta­ge ab. No calls.

Dies­mal hat er sich für das Ma­je­s­tic ent­schie­den. Nicht so pe­ne­trant busi­ness. Da­von hat er auf Ge­schäfts­rei­sen ge­nug. Wirk­lich gut aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal. Dis­kret und trotz­dem  auf­merk­sam. Net­te Sui­ten. Nichts Prot­zi­ges, Schlaf­zim­mer, Wohn­zim­mer, Um­klei­de­zim­mer, Bä­der. Aber die De­tails stim­men. Das ist wich­tig in ei­ner Klau­sur. Sonst ist die Kon­zen­tra­ti­on futsch. Da darf das Che­mi­née kei­ne At­trap­pe sein. Wenn er es als ef­fi­zi­enz­för­dernd er­lebt, vor dem Ka­min­feu­er zu ar­bei­ten, dann braucht es ein Ka­min, das fun­kio­niert und je­man­den, der es an­feu­ern kann. Nur als Beispiel.

Dass er jetzt in der Lob­by ar­bei­tet, hat wirk­lich nichts mit der Qua­li­tät der Suite zu tun. Es hat, hüb­scher Zu­fall, ge­nau mit dem The­ma des Bu­ches zu tun, das er im Mo­ment mit ei­nem leucht­grü­nen Mar­ker durch­high­ligh­ted: Der Mensch.

Der Mensch, nicht als hu­man re­sour­ce, nicht als Kos­ten­fak­tor, nicht als Pro­duk­ti­ons­ri­si­ko, nicht als Ein­spar­po­ten­ti­al. Der Mensch als Mensch. Wie er die Lob­by be­tritt, lang­bei­nig und mit schlan­ken Fes­seln, un­ter­neh­mungs­lus­tig oder ge­lang­weilt, der Mensch, wie er an Mo­si­manns Ses­sel vor­bei­stö­ckelt oder  –schlen­dert oder –wiegt und die drei Trit­te zur Bar hoch­steigt und ihn – viel­leicht – mit ei­nem Blick streift, be­vor die Tür auf­glei­tet und der Mensch in der Bar verschwindet.

Jetzt end­lich, nach Jah­ren der ent­mensch­lich­ten Ge­winn­ori­en­tie­rung, be­ginnt die Ma­nage­ment­leh­re den Men­schen als Un­ter­neh­mens­zweck zu ent­de­cken. Die Er­hö­hung des psy­chi­schen und phy­si­schen Wohl­be­fin­dens wird end­lich zum Maß­stab des wirt­schaft­li­chen Er­folgs. Und ma­te­ri­el­le und fi­nan­zi­el­le Wert­schöp­fung gel­ten end­lich als nichts an­de­res als de­ren ganz na­tür­li­ches Nebenprodukt.

Hat er im­mer ge­sagt. Aber ihm glaubt man es nicht. Von ihm wird er­war­tet, dass er vier­und­zwan­zig Stun­den am Tag für den La­den zur Ver­fü­gung steht. Ihn be­nutzt man als den ent­mensch­lich­ten Voll­stre­cker ei­ner Meu­te geld­gie­ri­ger Aktionäre. 

Mo­si­mann blickt sich in der Lob­by um. Ein stän­di­ges Kom­men und Ge­hen un­be­schwer­ter schö­ner Men­schen bes­ten psy­chi­schen und phy­si­schen Wohl­be­fin­dens. Und mit­ten un­ter ih­nen Mo­si­mann, das ar­me Schwein, am Fach­li­te­ra­tur büffeln.

Spon­tan geht er in die Bar, be­stellt ei­nen Whis­ky und be­schliesst, den Nach­mit­tag frei­zu­neh­men. Un­ter Menschen.

19.4.01

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