Der Ex-Werber

Der Dichterfürst Goethe hat sich seine Verdienste um die Deutsche Sprache fürstlich bezahlen lassen.

Goe­the beim Dik­tat:
Nach Gol­de drängt,
Am Gol­de hängt
Doch al­les!

Jo­hann Jo­seph Schmel­ler, Goe­the sei­nem Schrei­ber John dik­tie­rend, 1834

Mit die­ser Text­an­zei­ge hat Mar­tin Su­ter vor ge­nau 50 Jah­ren sei­ne Vor­ge­setz­ten da­von über­zeugt, dass er nicht zum Wer­be­as­sis­ten­ten aus­ge­bil­det wer­den soll­te. Son­dern zum Texter. 

Die Schwei­ze­ri­sche Volks­bank er­zählt hier von Geld­an­ge­le­gen­hei­ten. (Weil sie sich von Be­rufs we­gen für Geld in­ter­es­siert. Und weil sie glaubt, dass sie da­mit nicht al­lein ist.) Dies­mal über die Best­sel­ler­ho­no­ra­re des ge­nia­len Mil­lio­närs­soh­nes Jo­hann Wolf­gang von Goethe.

Der Mann, der ei­nen schö­nen Teil der Idea­le der Deut­schen Geis­tes­ge­schich­te schuf und ver­wirk­lich­te, war sel­ber kein Idealist.

Jo­hann Wolf­gang von Goe­the war (nach heu­ti­ger Kauf­kraft) Mil­lio­närs­sohn und wuss­te das Geld zu schät­zen und da­mit umzugehen.

Schon als Sech­zehn­jäh­ri­ger ver­füg­te er über 40  Ta­ler Ta­schen­geld im Mo­nat. Um­ge­rech­net auf heu­ti­ge Kauf­kraft wa­ren das et­wa 2’000 Franken.

Als er mit 26 ins Staats­ge­schäft ein­stieg, er­hielt er ein An­fangs­ge­halt von et­wa 5’000 Fran­ken. Im Lau­fe sei­ner po­li­ti­schen Kar­rie­re stieg er auf 12’000 Fran­ken mo­nat­lich. Im­mer­hin half er sei­nem Her­zog aus der Pat­sche, als er mit ein paar or­ga­ni­sa­to­ri­schen Hand­grif­fen des­sen Staats­bank­rott in ei­nen Bud­get­über­schuss verwandelte.

Goe­the konn­te sich lan­ge nicht ent­schlies­sen, ins Kunst­ge­schäft um­zu­stei­gen. Er schwank­te zwi­schen der Ma­le­rei und der Schrift­stel­le­rei. Denn Geld war da­mals nur mit der Ma­le­rei zu machen. 

Erst als es ihm ge­lang, sein Werk, das er bis­her so ne­ben­bei ge­schrie­ben hat­te, für heu­ti­ge 200’000 Fran­ken an den Mann zu brin­gen, wand­te er sich end­gül­tig der Schrift­stel­le­rei zu.

Von dann an mach­te Goe­the sei­ne Kunst zu ei­nem loh­nen­den Er­werb. Er war der ers­te ernst­haf­te  Deut­sche Schrift­stel­ler, der an sei­nen Wer­ken ge­nug ver­dien­te, um recht an­stän­dig da­von le­ben zu können.

In sei­ner mitt­le­ren Le­bens­pe­ri­ode konn­te er jähr­lich et­wa 100’000 Fran­ken ver­bu­chen. Von 1797 bis 1805 be­zog er et­wa ei­ne hal­be Mil­li­on Fran­ken Ho­no­ra­re. 1806 be­zog er für sei­ne zwei­te Ge­samt­aus­ga­be noch­mal so viel.

Für das Ge­samt­werk „Aus mei­nem Le­ben“ kas­sier­te er schon 600’000 Fran­ken und für die drit­te Ge­samt­aus­ga­be 800’000.

Als 1825 die­se Ge­samt­aus­ga­be aus­lief, mach­te Goe­the ei­ne Auk­ti­on und das Ge­schäft sei­nes Le­bens. Er ver­stei­ger­te die be­rühm­te Aus­ga­be letz­ter Hand. Das höchs­te An­ge­bot be­lief sich auf 10 Mil­lio­nen Fran­ken heu­ti­ger Kauf­kraft. Goe­the woll­te sich mit der Hälf­te be­gnü­gen. Aber die von je­man­dem, den er kann­te und dem er über den Weg trau­te. Er macht ei­nen Ver­trag mit Cot­ta, sei­nem al­ten Ver­le­ger. Und Goe­the und sei­ne Er­ben ka­men doch noch zu ih­ren 10 Millionen.

Denn ihm war das Bra­vour­stück ge­lun­gen, dank sei­ner Be­zie­hun­gen für sein Ge­samt­werk auf dem gan­zen Ge­biet des Deut­schen Bun­des Ur­he­ber­schutz zu er­wir­ken. Und Cot­ta konn­te kei­ne neue Auf­la­ge dru­cken, oh­ne an Goe­the und spä­ter an sei­ne Er­ben Tan­tie­men zu bezahlen.

Er be­trieb so­gar ein biss­chen Ho­no­rar­schin­de­rei: Weil drei Bän­de mehr Geld brach­ten als zwei, mach­te er aus den „Wan­der­jah­ren“ mit al­ler­lei Zu­ga­ben ein Werk aus drei Bän­den. Erst als sich her­aus­stell­te, dass die Le­ser aus den zu­sam­men­hang­lo­sen „rät­sel­haf­ten Sprü­chen“ nicht klug wur­den, mit de­nen Goe­the sein Werk ge­streckt hat­te, gab er den Auf­trag, es wie­der auf zwei Bän­de zusammenzustreichen.

Goe­the hat ge­sagt, dass es mehr als Ta­lent braucht, um ge­scheit zu wer­den. Man müs­se auch in gros­sen Ver­hält­nis­sen leben.

Die Schwei­ze­ri­sche Volks­bank möch­te da­zu sa­gen, dass es mehr braucht, als in gros­sen Ver­hält­nis­sen zu le­ben, um ge­scheit zu wer­den. Aber dass es na­tür­lich ge­schei­ter ist, in gu­ten Ver­hält­nis­sen zu le­ben. Und dass die Schwei­ze­ri­sche Volks­bank Ih­nen da­bei hel­fen will.

(Slo­gan:) Wir wol­len, dass es auch Ih­nen gut geht. Er­kun­di­gen Sie sich am Schalter.

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