Die erste Begegnung
Den Helden von Martin Suters nächstem Roman kennen Sie. Er heißt Bastian Schweinsteiger.
Immer wieder wurde Bastian Schweinsteiger um Erlaubnis für eine autorisierte Biografie gebeten, und immer wieder hat er freundlich abgesagt. Bis eines Tages einer seiner besten Freunde zu ihm sagte: »Wenn ich dein Leben als Geschichte lesen würde, dann müsste sie von meinem Lieblingsschriftsteller geschrieben sein.«
»Und der ist?«
»Martin Suter.«
»Warum fragen wir ihn nicht?«, wollte Basti wissen.
»Unmöglich, das macht der nicht.«
»Was ist das, unmöglich?«, fragte Basti und lachte.
Martin Suter bat um einen Tag Bedenkzeit. Aber schon eine Stunde später rief er an. »Ich möchte vor jeder literarischen Gattung eine Verbeugung machen. Vor dem biografischen Roman habe ich mich noch nie verneigt.«
»Dann machen Sie es?«
»Wenn wir uns mögen.«
»Natürlich. Aber wie finden wir das heraus?«, fragte Basti.
Sie beschlossen, sich zu treffen. Eine einfache Entscheidung, aber nicht ganz einfach umzusetzen. Denn man befand sich mitten im Lockdown.
Schließlich gelang es ihnen, sich in einem kleinen Sitzungszimmer am Zürcher Flughafen zu verabreden.
Als Martin Suter dort eintraf, saß Bastian Schweinsteiger bereits an einem Tisch vor einer unberührten in Klarsichtfolie hygienisch verpackten Platte mit Sandwiches und Süßigkeiten. Sie begrüßten sich pandemiekonform und begannen sofort, voneinander zu erzählen. Wie zwei, die sich gut kennen, aber lange nicht mehr gesehen haben. Nach fünf Minuten duzten sie sich, und nach zehn sagten sie: »Komm, das machen wir.«
Nicht viel hätte gefehlt, und sie hätten sich einen regelwidrigen Handschlag gegeben.