Vielleicht Stotz’ Villa?
Der Schulweg von Martin Suters Tochter führt an einem Haus vorbei, das die Villa des alten Dr. Stotz sein könnte. Das hat Martin Suter daraus gemacht:
„Die Villa, vor deren Gartentor Sandro jetzt stand, war ein klassizistisches Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert, wohlproportioniert aber im Maßstab 2 zu 1.
Es sah aus, als wären in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts Teile des ursprünglichen Grundstücks verkauft und mit Ein- und Mehrfamilienhäusern überbaut worden. Der Garten war für die Villa viel zu klein proportioniert. Zwei wohl zwanzig Meter hohe Rottannen bedrängten das gelbe Gebäude. Die Eingangstür war von zwei Säulen flankiert, die einen Balkon trugen. Auf dem Giebel darüber prangte in vergoldeten Lettern die Inschrift: Tempus fugit, amor manet. Sie sah aus wie frisch restauriert und bildete einen seltsamen Gegensatz zu der verwitterten Fassade.
Auf dem schwarz angelaufenen Messingschild über der Klingel stand Dr. G.S. Sandro klingelte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Türöffner surrte und das schmiedeeiserne Gartentor freigab. Sandro stieg die drei Granitstufen zum Plattenweg hinauf.
Seine Fugen waren moosig, die Beete auf beiden Seiten mit Farn überwachsen.
Nach ein paar Schritten hatte Sandro die Hausecke erreicht. Dort teilte sich der Weg. Rechts führte er zum Haupteingang, geradeaus führte er an der efeuüberwachsenen Fassade vorbei zu einer Tür zwischen zwei mit Schmiedeeisen vergitterten schmalen Fenstern. Sie stand offen, und eine ältere Frau erwartete ihn. Sie trug eine grau-weiß gestreifte Schürze, ihr schneeweißes Haar war straff nach hinten zu einem Zopf gebunden.
„Herr Elmer“, stellte sie mit Akzent fest, spanisch oder italienisch.
Neben der Tür war ebenfalls ein Messingschild angebracht, aber dieses war poliert. Lieferungen war darauf eingraviert.
Sie führte ihn durch einen Korridor, vorbei an einem Office und einer Küche, aus der es nach Kaffee duftete, in ein Vestibül. Dort bat sie ihn, zu warten.