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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Allmen und was?

Vor dem nächs­te All­men er­scheint im Früh­jahr ein neu­er Su­ter. Ein Ro­man mit dem Ti­tel „Me­lo­dy“.

Der All­men, der dar­auf folgt, hat noch kei­nen Ti­tel. Aber be­reits ei­nen An­fang. Viel­leicht et­wa so: 

Sie wa­ren schon fast beim »Vi­en­nois« un­ten, als er Herrn Ar­nold bat, zu wen­den. Die­ser mach­te wort­los mit dem lan­gen 1978er Fleet­wood Ca­dil­lac ei­nen ge­konn­ten U‑Turn und fuhr in der ru­hi­gen Art des Her­ren­chauf­feurs zu­rück zur Vil­la Schwarzacker.

Es war ein grau­er Tag. Duns­tig. Nicht reg­ne­risch, aber trüb. Schon beim Ver­las­sen des Gar­ten­hau­ses hat­te All­men et­was ge­stört. Ei­ne Wei­le hat­te er ge­schwankt zwi­schen Re­gen­man­tel mit Hut oder nur Schirm, und sich dann für Letz­te­res ent­schie­den. Er trug, weil er das Grau die­ses Ta­ges mit ei­nem Farb­tup­fer kon­tras­tie­ren woll­te, ei­nen im­pe­ri­al-blau­en Drei­tei­ler sei­nes eng­li­schen Schnei­ders und be­wusst nicht den an­thra­zit­far­be­nen, den ihm Car­los be­reit­ge­legt hat­te. Da­zu ei­ne ho­nig­gel­be Sei­den­c­re­pe-Kra­wat­te mit fei­nem chi­ne­si­schem Muster. 

Sie hat­ten die Vil­len hin­ter sich ge­las­sen, die Stra­ßen wa­ren jetzt von Mehrfamilien­häusern mit Woh­nun­gen der ge­ho­be­nen Klas­se ge­säumt, da­zwi­schen die ers­ten Bü­ro­häu­ser. All­men wuss­te noch im­mer nicht, war­um er sich nicht wohlfühlte.

Erst als der See be­reits in Sicht kam, ent­schloss er sich, den Spie­gel her­un­ter­zu­klap­pen, der für bei­de Pas­sa­gier der Li­mou­si­ne in die Fond-De­cke ein­ge­las­sen war. Er be­trach­te­te sich.

Es war die Kra­wat­te. Sie pass­te zu nichts. Nicht zum An­zug, nicht zum Wet­ter, nicht zum Ge­sicht und nicht zu sei­ner Stimmung.

Car­los sah nicht über­rascht aus, sei­nen pa­trón so bald wie­der­zu­se­hen. Ihn konn­te nichts über­ra­schen. Und falls doch, ließ er es sich nicht anmerken.

„Kra­wat­te“, be­merk­te All­men nur, und Car­los ging an den gro­ßen Klei­der­schrank im klei­nen Schlaf­zim­mer, kam mit ei­ner Aus­wahl Kra­wat­ten über dem Arm zu­rück und war­te­te, bis All­men die Ho­nig­gel­be ent­fernt hatte.

»Wenn ich mir ei­ne Be­mer­kung er­lau­ben darf, Don John.«

»Bit­te.«

»Zum An­thra­zit­far­be­nen hät­te sie gepasst.«

All­men re­van­chier­te sich für die­se Kri­tik, in­dem er die von Car­los an­ge­bo­te­ne Kas­ta­ni­en­brau­ne ver­schmäh­te, ei­ner Mohn­ro­ten den Vor­zug gab und sich schließ­lich für ei­ne Zie­gel­ro­te mit kleins­ten Gold­ein­schüs­sen entschied.

»Gu­te Wahl, Don John«, sag­te Car­los. All­men über­hör­te den iro­ni­schen Unterton.

Zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter saß er an sei­nem Tisch im Vi­en­nois aber fühl­te sich noch im­mer nicht ganz wohl. Hät­te er viel­leicht doch die von Car­los vor­ge­schla­ge­ne Kas­ta­ni­en­brau­ne wäh­len sollen?

Gi­an­fran­co brach­te ihm sei­ne Scha­le und sein Crois­sant und be­merk­te: »Bel­la crava­tta, Si­gnor Conte.«

Jetzt fühl­te sich All­men wohl.

            
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