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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Ein philosophischer Showdown

Don­ners­tag­abend in den Fit­ness-Fa­ci­li­tys für obe­re Ka­der. Auf den bei­den Lauf­bän­dern le­gen Eff­ring­er und Schatz­mann ih­re Ki­lo­me­ter zu­rück. Aus den Laut­spre­chern rie­selt Meditationsmusik.

”Wie im rich­ti­gen Le­ben”, sagt Eff­ring­er unvermittelt.

Schatz­mann braucht ei­nen Mo­ment, um zu rea­li­sie­ren, dass Eff­ring­er mit ihm spricht. Sie ha­ben sich nor­ma­ler­wei­se nicht viel zu sa­gen. ”Bit­te?”

”Wie im rich­ti­gen Le­ben: Man mar­schiert und mar­schiert und kommt nicht von der Stelle.”

”Ach so, ja, das. Geht es Ih­nen auch manch­mal so?”

”In letz­ter Zeit im­mer öf­ter. Kaum hat man das Pro­blem hin­ter sich ge­las­sen, taucht es wie­der vor ei­nem auf. Wie die­ser Fleck auf dem Rollband.”

Schatz­mann ver­sucht hin­über­zu­schau­en, oh­ne aus dem Tritt zu fal­len. Eff­ring­er deu­tet auf et­was vor sei­nen Fü­ßen und sagt: ”Da! Und weg! Und da! Und weg! Und da! Und weg! Und da!”

”Ich se­he, was Sie mei­nen. Schö­nes Bild. Kaum weg und schon wie­der da.” Schatz­mann sieht jetzt auch auf sei­nem Band ei­nen Fleck, der kommt und geht, kommt und geht.

Bei­de tra­ben wei­ter, je­der in das ste­te Kom­men und Ge­hen sei­nes Flecks vertieft.

Eff­ring­er ist es, der den Fa­den wie­der auf­nimmt. ”Viel­leicht”, sin­niert er, ”ist das der Sinn des Gan­zen: Uns auf Trab zu hal­ten, da­mit wir nicht zum Nach­den­ken kom­men über den Sinn des Gan­zen. Das Pro­blem ist die Lösung.”

”Der Weg ist das Ziel”, er­gänzt Schatz­mann, um auch et­was Tief­schür­fen­des zu sagen.”

”Sagt der Gold­hams­ter im Rad”, ver­setzt Eff­ring­er mit ei­nem bit­te­ren Lachen.

Schatz­mann ist sich nicht si­cher, ob die Be­mer­kung auf ihn ge­münzt ist. Schwei­gend tra­ben sie weiter.

Jetzt be­schleu­ni­gen die Pro­gram­me die bei­den Lauf­bän­der zu ei­nem Lauf­schritt-In­ter­vall. Das ver­langt die gan­ze Kon­zen­tra­ti­on von Eff­ring­er und Schatz­mann. Die bei­den Fle­cken kommengehenkommengehenkommen.

Als das In­ter­vall vor­bei ist, keucht Eff­ring­er: ”Und wie im rich­ti­gen Le­ben sind nicht wir es, die das Tem­po be­stim­men. Wir müs­sen zu­se­hen, dass wir es hal­ten können.”

Schatz­mann führt den Ge­dan­ken wei­ter. ”Und doch – blie­be man ste­hen, wür­de man zu­rück­ge­wor­fen. Wie im rich­ti­gen Le­ben. Wir ha­ben kei­ne Wahl als fort­zu­schrei­ten. Fort­schrei­ten ist un­se­re ein­zi­ge Chan­ce, we­nigs­tens am Fleck zu bleiben.”

Schatz­mann will die Theo­rie mit ei­nem Ex­pe­ri­ment er­här­ten. Kurz ste­hen blei­ben, für Se­kun­den­bruch­tei­le aus Eff­ring­ers Ge­sichts­feld ver­schwin­den und im letz­ten Mo­ment wie­der zu ihm aufschließen.

Eff­ring­er, der die phi­lo­so­phisch-sport­li­che Ober­hand be­hal­ten will, hat die glei­che Idee. Er bleibt in der­sel­ben Se­kun­de stehen.

Just in die­sem Au­gen­blick schal­tet die hö­he­re Ge­walt der Elek­tro­nik auf Lauf­schritt. Schatz­mann und Eff­ring­er wer­den rück­lings vom Lauf­band katapultiert.

Bei­de er­lei­den im Steiß­bein-Be­reich ei­nen kom­pli­zier­ten Karriereknick.

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