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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Bitte, bitte nicht stören

Manch­mal steht die Tür zu Was­lers Vor­zim­mer of­fen, da­mit Frau Dah­l­berg den Gang über­bli­cken kann. Das wä­re ei­gent­lich nicht nö­tig, die of­fe­ne Tür reicht als Si­gnal. Aber es könn­te ja sein, dass sich ein Frem­der am Emp­fang vor­bei­schmug­gelt, die Re­zep­tio­nis­tin, Frau Trau­ber, ist seit dem neu­en Freund et­was un­auf­merk­sam. Vor ein paar Ta­gen tauch­te hier ein Ve­lo­ku­rier auf. Im Ach­ten! Tram­pel­te mit Stahl­bol­zen an den Soh­len sei­ner Renn­schu­he über den Ju­ra­schie­fer des Gangs, klonk, klonk. Und aus sei­nem Funk­ge­rät knarr­te es: ”Blitz ein­und­zwan­zig, bit­te Zen­tra­le, hue­re­siech.” Zum Glück war Was­ler zu­fäl­lig ge­ra­de nicht im Büro.

Die In­ter­nen ge­hen au­to­ma­tisch auf Ze­hen­spit­zen, wenn sie se­hen, dass das Dah­l­berg-Bü­ro of­fen ist. Und falls sie zu zweit sind, un­ter­bre­chen sie das Ge­spräch. Falls sie das nicht be­reits beim Ver­las­sen des Fahr­stuhls ge­tan ha­ben. Be­zie­hungs­wei­se, wäh­rend sich die Fahr­stuhl­tür öff­ne­te. Ein Vor­gang, der an be­stimm­ten Ta­gen mit ei­nem lei­sen Quiet­schen ver­bun­den ist, kein Mensch weiß war­um. Der für die Lift­re­vi­si­on zu­stän­di­ge Tech­ni­ker, den Frau Dah­l­berg schon mehr­mals au­ßer­halb des Tur­nus be­stellt hat, ver­mu­tet ei­nen Zu­sam­men­hang mit der Luft­feuch­tig­keit, kann es aber nicht mit Be­stimmt­heit sa­gen. Je­den­falls herrscht je­des Mal, wenn sich die Lift­tür im Ach­ten ge­räusch­los öff­net, gro­ße, aber stil­le Er­leich­te­rung bei de­nen, die den Vor­gang aus­ge­löst ha­ben. Und auch bei den Mit­fah­rern, denn un­ter der all­fäl­li­gen Stö­rung Was­lers wür­de die gan­ze Fir­ma lei­den. Um die­ses Ri­si­ko aus­zu­schlie­ßen, stei­gen man­che Mit­ar­bei­ter be­reits im Sieb­ten aus und neh­men die Trep­pe in den Achten.

Wenn Was­ler sich in sein Bü­ro zu­rück­ge­zo­gen hat, wacht Frau Dah­l­berg auch dar­über, dass die Her­ren­toi­let­te im Ach­ten nicht be­nützt wird. Ers­tens ist das Ge­blä­se des Hand­trock­ners selbst durch die ge­schlos­se­ne Tür zu hö­ren. Und zwei­tens pfeift ei­ne Was­ser­lei­tung nach ei­nem ähn­li­chen Zu­falls­prin­zip wie bei der quiet­schen­den Lift­tür. Die Da­men­toi­let­te kennt die­ses Pro­blem nicht und liegt zu­dem au­ßer­halb der Hör­wei­te von Was­lers Bü­ro. Aber Frau Dah­l­berg ist die ein­zi­ge Da­me im Ach­ten und denkt nicht dar­an, in der kri­ti­schen Pha­se ih­ren Pos­ten zu verlassen.

Denn zur Über­wa­chung des Gangs kommt noch das Te­le­fon­pi­kett hin­zu. Was­ler legt zwar die Ge­sprä­che auf ih­ren Ap­pa­rat und sie weist die Zen­tra­le je­weils an, nur die al­ler­wich­tigs­ten Ge­sprä­che durch­zu­ge­ben. Den­noch muss sie in der La­ge sein, den Hö­rer ab­zu­he­ben, noch ehe es rich­tig ge­klin­gelt hat. Des­halb be­hält sie ei­ne Hand im­mer Zen­ti­me­ter ne­ben dem Te­le­fon, wäh­rend ihr Blick zwi­schen dem Bild­schirm ih­res stumm ge­schal­te­ten Com­pu­ters und dem lee­ren Kor­ri­dor hin- und herjagt.

Frau Dah­l­berg übt die­se Auf­ga­be be­reits seit acht Jah­ren aus und wird da­bei von der üb­ri­gen Be­leg­schaft mit gro­ßer So­li­da­ri­tät un­ter­stützt. Kein Wun­der, denn von Was­lers täg­lich fünf Stun­den Klau­sur pro­fi­tiert die gan­ze Fir­ma. Ihr ist es zu ver­dan­ken, dass das Un­ter­neh­men wächst und ge­deiht. Denn wenn Was­ler schläft, ma­nagt er nicht.

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