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Keeping in Touch

Nie­de­rer tut et­was, das er sonst nie tut: Er nimmt das Tram. Er weiß sel­ber nicht war­um. Viel­leicht, weil er sich be­wei­sen will, dass ihm kein Za­cken aus der Kro­ne fällt, viel­leicht, um zu de­mons­trie­ren, dass er je­der­zeit sei­nen Le­bens­stan­dard nach un­ten kor­ri­gie­ren könn­te, viel­leicht aus pu­rem Über­mut, es ist ein schö­ner Som­mer­tag. Je­den­falls ist es ein spon­ta­ner Ent­scheid. (Spon­ta­nei­tät, ne­ben Fle­xi­bi­li­tät ei­ne der brand-ak­tu­ells­ten Füh­rungs­ei­gen­schaf­ten.)

Er geht al­so zur Tram­sta­ti­on und steigt ins Tram. So­fort weiß er, dass sein Ent­schluss rich­tig war: Das Tram ist vol­ler End­ver­brau­cher. Ge­nau die Leu­te, die man aus dem Au­ge zu ver­lie­ren ris­kiert, wenn man den Bo­den­kon­takt ver­liert. Wie so vie­le sei­ner Mit­ar­bei­ter. Er nimmt sich vor, an der nächs­ten Ka­der­sit­zung die Fra­ge in die Run­de zu wer­fen: „Wann wa­ren Sie zum letz­ten Mal in ei­nem Tram, mei­ne Her­ren?“

Nie­de­rer macht sich ei­ne ent­spre­chen­de No­tiz. Dann stu­diert er die Fahr­gäs­te. Er ist so­fort fas­zi­niert. Er muss ex­akt ei­nen re­prä­sen­ta­ti­ven Quer­schnitt durch den un­te­ren Mit­tel­stand er­wischt ha­ben, äl­te­re Frau­en und Ju­gend­li­che leicht über­ge­wich­tig aber in­ner­halb der To­le­ranz.