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Dies ist ein rie­si­ges Ar­chiv von fast al­lem, was Mar­tin Su­ter ge­macht hat, ge­ra­de macht und noch ma­chen will. Sie ha­ben zu bei­na­he al­lem da­von un­be­schränk­ten Zu­gang. Und wenn Sie Mem­ber wer­den, zu noch et­was mehr.

Das Angenehme an Kappeler

Kap­pe­l­er ist ein gros­ser Er­rei­cher hoch­ge­steck­ter Zie­le, ein ele­gan­ter Voll­ender kaum zu be­wäl­ti­gen­der Auf­ga­ben, ein un­ge­rühr­ter Voll­stre­cker knall­har­ter Mass­nah­men, ein Wirt­schafts-Star, zwar nicht der al­ler­ers­ten Gar­de, da­für aber mit al­lem, was da­zu­ge­hört: Lau­nen, Ex­zen­trik, Pu­bli­zi­täts­sucht, Rü­pel­haf­tig­keit und schlecht sit­zen­de Anzüge.

Er kann in Eh­ren er­grau­te Ka­der, von de­nen er hier­ar­chisch nichts zu be­fürch­ten hat, vor ver­sam­mel­tem Pu­bli­kum ab­kan­zeln. Er kann mit­ten in ei­ner von lan­ger Hand vor­be­rei­te­ten Stra­te­gie­prä­sen­ta­ti­on laut her­aus la­chen, wenn der Vor­tra­gen­de aus Ner­vo­si­tät die Over­head-Fo­lie ver­kehrt auf­legt. Er stellt Fra­gen, für de­ren Ant­wor­ten er sich nicht in­ter­es­siert, er hört nicht zu, wenn man mit ihm spricht und fällt ei­nem ins Wort, wenn er das Ge­fühl hat, man wei­che vom The­ma ab, das da lau­tet: Kap­pe­l­er, Kap­pe­l­er, Kappeler. 

So rück­sichts­los er an­de­ren ge­gen­über sein kann, so sen­si­bel ist er, was die Re­spek­tie­rung der ei­ge­nen Per­son an­geht. Stän­dig liegt er auf der Lau­er nach kleins­ten An­sät­zen der Miss­ach­tung sei­ner na­tür­li­chen Vor­rech­te, win­zigs­ten An­deu­tun­gen der Ver­wei­ge­rung der Ehr­erbie­tung, An­flü­gen von Kri­tik. Und wenn er fün­dig wird, was oft ge­schieht, ist er am Bo­den zer­stört. Dann braucht es die gan­ze Hin­ga­be sei­nes Vor­zim­mers, das Ein­füh­lungs­ver­mö­gen sei­ner Frau Su­zan­ne und die be­din­gungs­lo­se An­be­tung durch sei­ne Freun­din Ja­na, um das zar­te Pflänz­chen sei­nes Selbst­wert­ge­fühls wie­der aufzurichten. 

Aus Platz­grün­den nur so­viel zu Kap­pel­ers un­an­ge­neh­me­ren Sei­ten. Jetzt zum An­ge­neh­men: Sei­ne Ga­be, die Men­schen aufzuwerten.

Kap­pe­l­er be­sitzt das gros­se Ta­lent, den Men­schen, mit de­nen er sich um­gibt, das Ge­fühl zu ge­ben, et­was ganz Be­son­de­res zu sein. Wer mit Kap­pe­l­er in der Öf­fent­lich­keit auf­tritt, steigt so­fort in sei­nem ei­ge­nen An­se­hen. Nicht nur des­halb, weil er das Pri­vi­leg ge­niesst, mit je­man­dem vom For­mat ei­nes Kap­pe­l­er ge­se­hen zu wer­den und so in des­sen Ab­glanz sel­ber auch et­was hel­ler und strah­len­der da­zu­ste­hen, son­dern auch dank Kap­pel­ers tat­kräf­ti­ger Über­hö­hung der Men­schen in sei­ner Gesellschaft.

„Fritz Mül­ler brau­che ich Ih­nen nicht vor­zu­stel­len“, sagt er, wenn er in der Pau­se ei­nes Sym­po­si­ums mit Fritz Mül­ler an­ge­trof­fen wird, der die Teil­nah­me am An­lass als In­cen­ti­ve im be­triebs­in­ter­nen Wett­be­werb „Ver­käu­fer des Halb­jah­res“ ge­won­nen hat. Und wenn dann der Da­zu­ge­stos­se­ne zu­fäl­lig nicht mit ei­nem wis­sen­den Lä­cheln dem un­be­kann­ten Fritz Mül­ler die Hand reicht, son­dern et­was Nach­hil­fe braucht, er­gänzt Kap­pe­l­er: „Ei­ner der wirk­lich ganz gros­sen Ver­kaufs­psy­cho­lo­gen, de­nen ich in mei­ner Lauf­bahn be­geg­net bin.“

Der Hos­pi­tant der Wirt­schafts­zei­tung, der auf Druck von Kap­pe­l­er Kap­pe­l­er zur Ver­tie­fung von Kap­pel­ers jüngs­ter Pres­se­mit­tei­lung bei ei­nem Mit­tag­essen in ei­nem Pro­mi­nen­ten­lo­kal in­ter­viewt, wird als „die wohl viel­ver­spre­chends­te Fe­der im mo­der­nen Wirt­schafts­jour­na­lis­mus“ vorgestellt.

Zu al­len, mit de­nen sich Kap­pe­l­er zeigt, fällt ihm et­was ein, das sie über den Durch­schnitt hin­aus­hebt. „Ei­ner der gröss­ten Bal­lett­ken­ner im Con­trol­ling.“ „Wahr­schein­lich DIE Ka­pa­zi­tät auf dem Ge­biet der Fir­men­bro­schü­ren.“ Oder: „Be­wohnt die viel­leicht schöns­te Drei­zim­mer­woh­nung in ganz Effretikon.“

Meis­tens ver­stösst Kap­pe­l­er die Hoch­ge­ju­bel­ten da­nach wie­der in die ih­nen an­ge­mes­se­ne Be­deu­tungs­lo­sig­keit. Aber für die Dau­er des öf­fent­li­chen Auf­tritts ver­leiht er auch dem Ge­rings­ten in sei­ner En­tou­ra­ge Ge­wicht und Ansehen. 

Dass er das nur zur Pfle­ge der ei­ge­nen Be­deu­tung tut – ein Kap­pe­l­er um­gibt sich nicht mit No­bo­dys – das ge­hört wie­der­um eher zum Un­an­ge­neh­men an Kappeler.

Nur ein­mal er­schie­nen am 26.9.96


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