Allmens Welt

Allmen und die Erotik

Die­se Wä­sche­rin lässt sich vom Wä­sche­korb ab­he­ben und – falls Sie abon­niert sind – aus ei­ner nicht sehr ju­gend­frei­en Per­spek­ti­ve be­wun­dern. Mit freund­li­cher Ge­neh­mi­gung von HAMPEL Fi­ne Art Auc­tions München

Le­sen Sie hier ei­nen Aus­zug aus Mar­tin Suters „All­men und die Ero­tik und dar­über, wie raf­fi­niert im Ro­ko­ko ero­ti­sche Por­zel­lan­fi­gu­ren kon­stru­iert waren.

Es war ge­gen zwei Uhr mor­gens, als sie auf die Ter­ri­ne stie­ßen. Sie war et­wa­fünf­zehn Zen­ti­me­ter hoch, ihr De­ckel war ei­ne blau­weiß ge­streif­te mit bun­ten Rös­chen ver­zier­te Kri­no­li­ne, und ihr Griff war der Ober­kör­per ei­ner jun­gen Frau, tief de­kol­le­tiert mit eng­ge­schnür­tem Mieder.

All­men hob den De­ckel ab. Un­ter der Kri­no­li­ne rag­te der nack­te Un­ter­leib der Ro­ko­ko­da­me her­aus. Ih­re Bei­ne wa­ren weit gespreizt. 

Mit freund­li­cher Geneh­migung von HAMPEL Fi­ne Art Auc­tions München

Der Bo­den der Ter­ri­ne war ei­ne grü­ne Blu­men­wie­se. Dar­auf kau­er­te ein et­was rund­li­cher Mann. Er trug ei­nen ro­ten Über­rock, ei­ne grü­ne Knie­bund­ho­se mit wei­ßen Strümp­fen, ein gel­bes, mit Spit­zen ver­zier­tes Hemd und ei­ne wei­ße Pe­rü­cke, die zu ei­nem Zopf ge­bun­den war. Er hat­te den Kopf in den Na­cken ge­legt und die ro­sa Zun­ge weit her­aus­ge­streckt. Es brauch­te nicht viel Vor­stel­lungs­kraft, um zu er­ra­ten, wo­hin die­se Zun­ge ge­riet, wenn der Kri­no­li­nen­de­ckel der Ter­ri­ne so auf­ge­legt wur­de, dass die klei­ne Aus­buch­tung an ih­rem Rand ex­akt in die Nut in der Ter­ri­ne passte.

Car­los räus­per­te sich ver­le­gen, und All­men warf ihm ei­nen amü­sier­ten Blick zu. 

Von da an fan­den sie in fast je­dem Kar­ton min­des­tens ei­ne Fri­vo­li­tät. Die meis­ten wa­ren Frau­en­fi­gu­ren, die so zu­sam­men­ge­fügt wa­ren, dass sie sich ent­blö­ßen lie­ßen. Aber es gab auch Paa­re, de­ren Lie­bes­stel­lun­gen von wei­ten ab­nehm­ba­ren Rö­cken ver­bor­gen wur­den. Ei­ne durch die Ein­fach­heit ih­rer Idee über­ra­schen­de Por­zel­lan­grup­pe zeig­te drei jun­ge Frau­en beim Pick­nick. Ih­re wei­ten Rö­cke be­deck­ten ei­nen gro­ßen Teil der Blu­men­wie­se, die die Platt­form der Grup­pe bildete. 

De­ren Un­ter­sei­te war nicht wie üb­lich roh be­las­sen, son­dern gla­siert und de­tail­reich mo­del­liert. Sie zeig­ten die nack­ten Un­ter­kör­per der drei Schönen. 

Ei­ni­ge der Mo­ti­ve gab es dop­pelt. Ei­nes – ei­ne von drei Schäf­chen um­ge­be­ne Hir­tin, die sich un­ter dem ab­nehm­ba­ren Stroh­hut auf ih­rem Schoß selbst be­frie­dig­te – gab es so­gar dreimal.

Im dritt­letz­ten Kar­ton stie­ßen sie end­lich auf den in­dis­kre­ten Harlekin. 

Der in­dis­kre­te Har­le­kin des be­rühm­ten Mei­ßen Mo­del­leurs Jo­hann Joa­chim Kaend­ler  (1706 ‑1775) um 1740, Mei­ße­ner Por­zel­lan­mu­se­um im Schloss Lust­heim, Ober­schleiß­heim ©Rufus46
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